Am Dienstag, dem 21.01.2014, wurde über den Vorschlag zur Kooperation der beiden Erfftstädter Gymnasien Liblar und Lechenich in den Schulkonferenzen jener Schulen abgestimmt und das Ergebnis dem Schulausschuss vorgelegt. Die Abstimmung fiel in den beiden Gremien unterschiedlich aus, Lechenich stimmte zu, Liblar nicht, was die Thematik zum Scheitern brachte. Die Kooperation ist also erst einmal abgelehnt.
Nun scheint die Stadt auf Schuldigensuche zu gehen, wobei sich das Ville-Gymnasium aus Liblar natürlich als Sündenbock anbietet. Doch dabei werden schwerwiegende Gründe, die zur Entscheidung beigetragen haben, unterschlagen.
Wir, als Schülervertretung des Ville-Gymnasiums, fühlen uns da ein wenig über den Mund gefahren. Besonders die Aussage von Herrn Kirchharz, „er glaube nicht, dass das der repräsentative Wunsch der Eltern und der Schüler sein soll“, hat uns getroffen. Als Schülervertretung ist es schließlich unsere Aufgabe, die Meinung aller Schülerinnen und Schüler unserer Schule in sämtlichen Entscheidungen zu vermitteln und auch für sie einzutreten. Wozu haben wir sonst die gleiche Stimmenanzahl wie Eltern und Lehrer in der Schulkonferenz?
Das Thema Kooperation ist bei uns im Schülerrat schon seit über einem Jahr präsent. Besonders in den letzten beiden Monaten war es für uns umso wichtiger, Meinungsbilder einzuholen. Von Mitte Dezember bis zur Abstimmung am letzten Dienstag hatten wir fünf Versammlungen, die sich nur um die Kooperation drehten. Alle fünf Versammlungen waren von unterschiedlicher Zusammensetzung und trotzdem war das Abstimmungsergebnis bei allen gleich: Im Durchschnitt 85% dagegen.
Nachdem wir dieses Ergebnis zum gefühlten tausendsten Mal präsentiert bekamen und wir auch lange genug Zeit hatten, aus Vor- und Nachteilen unsere eigene Meinung dazu zu bilden, abzuwägen und uns intensiv und sachlich mit der Thematik auseinander zu setzen, stand unsere Wahl fest. Wir haben vollkommen unvoreingenommen und demokratisch darüber entschieden. Und dafür gab es Gründe, die aber anscheinend niemanden interessieren.
Für uns Schüler überwiegt einfach die Menge der Nachteile. Die viel umständlichere Anreise zum Lechenicher Gymnasium zum Beispiel macht sich besonders bei Schülern bemerkbar, die von außer Orts einpendeln. Nehmen sie einen Schüler aus Weilerswist, der bereits um sieben Uhr die Bahn nehmen muss, um pünktlich um acht in Lechenich zu sein. Oder die mangelnden Kommunikationsmöglichkeiten mit den LK-Lehrern. Die Umstrukturierung unseres Stundenplans. Und auch, dass davon alle Schüler betroffen sein werden, auch wenn sie keinen „gefährdeten“ Leistungskurs gewählt haben. Und das alles für nur einen, maximal zwei Leistungskurse mehr? Welche mir, ganz nebenbei, auch bei einer Kooperation nicht garantiert sind. Denn wenn auch in der Partnerschule keiner Geschichte wählt, gibt es auch so keinen Geschichtskurs.
Für uns lohnt sich der Aufwand einfach nicht. Natürlich wollen alle ein größeres Kursangebot, hätten wir nicht selber gerne Sport-LK gewählt? Doch dafür all das auf sich nehmen? Da können wir auch mit einem Biologiekurs leben. Und wenn wir doch so unbedingt wollen, dann können wir auch nach Kerpen gehen. Die Fahrt wäre schließlich genauso lang. Wenn nicht sogar kürzer.
Besonders dieses Argument mit den 1000 auspendelnden Schülern wird gerne genommen. Natürlich können wir verstehen, dass diese 1000 Schüler auch ein Verlust der Stadt Erftstadt sind. Aber die ca. 500 Schüler, die täglich aus Weilerswist, Vernich oder gar Brüggen einpendeln, werden nie erwähnt. Und denken Sie wirklich, dass wir die Auspendler durch so eine Kooperation wiedergewinnen? Die meisten davon besuchen seit der fünften Klasse Gesamt- oder Privatschulen, einen Ersatz dafür kann Ihnen die Stadt Erftstadt also auch so nicht bieten. Und Schüler, die uns nach der neunten oder zehnten Klasse verlassen, besuchen Berufskollege oder Wirtschaftsgymnasien. Da wird ein LK mehr auch nicht viel dran ändern.
Wir denken, dass die Attraktivität beider Schulen anders gefördert werden muss. In Zusammenarbeit mit der Lechenicher Schülervertretung sind da auch schon junge Ideen für Kooperationen anderer Art entstanden, wie gemeinsame Basketball- oder Fußballturniere. Wir denken, dass solche Dinge eher Wirkung zeigen würden, als eine Leistungskurskooperation mit so einem immens hohen Aufwand.
Bevor man der Entscheidung also einen solchen Stempel aufdrückt und damit ebenfalls nicht zur positiven Darstellung der Erftstädter Schulen beiträgt, hätte man sich die Argumente der Gegenseite anhören sollen. Denn natürlich sind wir einer Zusammenarbeit mit Lechenich nicht abgeneigt, ganz im Gegenteil! Und auch wir wünschen uns mehr Schülerzahlen und damit mehr Möglichkeiten. Doch dies ist dafür eindeutig nicht der richtige Weg.
Lea Kuhn, Viola Schütz, Niels Braus, Pascal Busch, Johannes Ulak, Dennis Linden (SV-Team des Ville-Gymnasiums)